Schöne musikalische Zeitreise

Junger Kammerchor Baden-Württemberg in Herz Jesu Ettlingen zu Gast

Badische Neueste Nachrichten, 10.02.2015

Der "Junge Kammerchor Baden-Württemberg" unter der Leitung von Jochen Woll präsentierte am Sonntag in der Herz-Jesu-Kirche das Programm "Friede auf Erden". Das renommierte Ensemble wird gefördert vom Stuttgarter Kulturamt und von der Landesregierung. [...]

Jochen Woll, der Gründer des Chores, absolvierte sein Studium an der Karlsruher Musikhochschule [...]

Mit stimmungsvoller Renaissancemu­sik, dem "Agnus Dei" von Orlando di Lasso, traten die Gäste singend ein. Es folgte der Übergang zum Früh-Barock mit der Motette "Verleih uns Frieden" von Heinrich Schütz. Es war eine mit kunstvollen Imitationen reichlich ge­schmückte Polyphonie. Von Johann Sebastian Bach erklang die Motette "Fürchte dich nicht" für zwei Chöre. Die Musik begann mit einer bewegten Polyphonie, die sich nach und nach steigerte. Die Stelle "ich stärke dich, ich helfe dir" wurde mit kraftvollen Klängen hervor­gehoben.

Die musikalische Zeitreise ging weiter in die Romantik mit Mendelssohns Motetten "Warum toben die Heiden" und "Richte mich Gott", exzellent interpretiert vom Kammerchor unter der souveränen Leitung von Jochen Woll.

Den Übergang zum 20. Jahrhundert konnte man erleben bei der Komposi­tion "Verleih uns Frieden" für vier Chö­re von Jochen Woll, nach einem Satz von Mendelssohn. Es war eine meditative Musik mit lang ausgehaltenen Klängen. Die "Langsamkeit als Kontrast zur Schnell-Lebigkeit unserer Zeit" brachte der Komponist zum Ausdruck, wobei faszinierende räumliche Wirkungen dadurch erreicht wurden, dass die Chöre an verschiedenen Stellen der Kirche positioniert waren.

Als Besonderheit erklang die selten zu hörende Motette "Friede auf Erden" von Arnold Schönberg. Jochen Woll kündigte eines der letzten romantischen Werke von Schönberg an, der unmittelbar danach sich mit der Zwölftonmusik beschäftigte. "Flammenschwerter für das Recht, und ein königlich Geschlecht wird erblühn mit starken Söhnen", verspricht die in Kriegszeiten entstandene Dichtung. Die Grenzen der Tonalität wurden in dieser überaus emotionalen Musik immer wieder erreicht, aber sie endete dann tonal in hoffnungsvoller Dur-Tonart mit dem Ruf "Friede auf Erden".
Es war ein hochkarätiges Konzert. Auf den großen Beifall hin bedankten sich die sympathischen Gäste mit einer Zugabe. [LA]