Fabelhafte Klangbalance

„Te Deum“-Vertonungen von Charpentier und Händel mit dem Jungen Kammerchor in St. Vitus

Rhein-Neckar-Zeitung, 31.03.2005

Es war ein ebenso arbeitsreiches wie aufregendes Ostern für den Jungen Kammerchor Baden-Württemberg: Nach einem Auftritt im Straßburger Münster wiederholte er das Konzert in der St.-Vitus-Kirche Heidelberg. Unter der Leitung von Jochen Woll und unterstützt durch das Orchester „L‘arpa festante“ erklangen je zwei Werke von Marc-Antoine Charpentier und Georg Friedrich Händel, wobei der Akzent eindeutig auf den beiden Vertonungen des „Te Deum“ lag.

Händel verwendete für die Vertonung seines Utrechter wie seines Dettinger Te Deum eine englische Übersetzung; ansonsten überwog seinerzeit die Verwendung des lateinischen Textes. Je nach zeremoniellem Grad der Feierlichkeit wurden zu Beginn, in der Mitte und am Ende der Komposition Trompeten-Intraden hinzugefügt. Dies ist besonders bei Charpentier zu beobachten: Sein „Te Deum“ entstand vermutlich, um einen militärischen Sieg des Sonnenkönigs zu feiern.

Auch Händels Werk hat einen kriegerischen Ursprung: Zur Feier des englisch-hannoverschen Sieges über die Franzosen bei Dettingen 1743 komponierte Georg Friedrich Händel sein „Dettinger Te Deum“. Händel schrieb ein Stück, das neben dem zu erwartenden Pomp auch Gotteslob und vielschichtiges menschliches Fühlen mit tief anrührenden Tönen in die Musik einarbeitete und somit seine eigene Feier zelebrierte.

Begonnen wurde das Programm des Kammerchors mit der „Ouverture“ g-moll, das sinnigerweise auch vom Pult des Konzertmeisters Christoph Hesse aus dirigiert wurde (Woll trat erst zum Te Deum hinzu). Zwischen die beiden Te Deum-Vertonungen wurde als Puffer und Programmverlängerung auch das schön musiziertes Concerto grosso op. 3 Nr. 4 in F-Dur eingeschoben.

Die größte Aufmerksamkeit galt natürlich den Vokalkompositionen. Der „Junge Kammerchor“, aus wirklich jungen, unverbrauchten Stimmen bestehend, verfügt über eine fabelhafte Klangbalance. Und besonders die Sänger des „Favoritchores“ verfügten über ausgesprochen solistische Eignung, wie Claudia Zohm, Barbara Zwißler, Gert Bachmeier und der hinzu engagierte Dominik Wörner bestens bewiesen.

Aber auch das Orchester konnte mit Meike Güldenhaupt und Gilles Vanssons (Oboen) oder Justus Ruhrberg (Pauke) punkten. So erlebte die bis auf wenige Plätze rappelvolle Kirche ein höchst bemerkenswertes Konzert von großem musikalischem Glanz.

(Reginald Dehoff)