"Singet dem Herrn" Das Zuhören ein Genuss: Der Junge Kammerchor BaWü in der Heidenheimer Michaelskirche

Heidenheimer Neue Presse, 28.05.2005

Singet dem Herrn: Das Konzert des Jungen Kammerchores Baden-Württemberg an Fronleichnam in der Heidenheimer Michaelskirche stand unter dem Titel Cantate Domino. Die trotz schönen Wetters zahlreichen Besucher konnten anspruchsvolle und bewegende Chormusik zu Psalmtexten erleben.

Mit dem Jubilate Deo von Andrea Gabrieli stimmten die 30 Sänger unter Leitung Jochen Wolls einen besinnlichen Abend an. Der aus Psalm 100 stammende Text war auch Grundlage für das folgende Werk von Heinrich Schütz, bei dem ein kleiner Teil des Chores von der Empore das Echo sang.
Wie abwechslungsreich geistliche Chormusik sein kann, kam bei Hugo Distlers Singet dem Herrn zum Ausdruck. Bei dem hier besungenen Psalm 98 konnte der Chor sein Können in verschiedensten Facetten zeigen: vom mönchartig andächtigen Gesang der Männerstimmen, die einen weichen Teppich für beschwingte Melodien auslegten, bis zum brillierenden Sopran. Von einer melancholischen Grundstimmung über ein fast euphorisches Aufblühen wieder zurück in die andächtige Ruhe. Nach Francis Poulencs Exultate Deo und Aaron Coplands Sing ye praisis, bei dem man in den Frauenstimmen zuweilen einen Hauch von Gospel vermuten konnte, folgten die beiden Höhepunkte des Konzertes: Mit gewaltigem Tutti eröffnete das Jauchzet dem Herrn von Felix Mendelssohn Bartholdy, um sich später anmutig und ergreifend im fast schon ehrfürchtig wirkenden Psalmgebet zu vertiefen. Die wohl schönste Art des Gotteslobes gelang mit Bachs Singet dem Herrn nach Psalm 149, bei dem sich die klaren Stimmen scheinbar in den Himmel schrauben. Wahre Tonmalerei, die Herzen öffnet und die Seele streichelt. Nach diesen herrlichen Klängen wurde die hervorragende Leistung des Jungen Kammerchores mit ausgiebigem Applaus gehuldigt. Übrigens kein Zufall, dass der in Heidelberg ansässige Chor in Heidenheim gastierte: Altistin Doris Elsenhans und Bass Tobias Wacker stammen aus Heidenheim, sie Lehrertochter und er Sohn des ehemaligen Oggenhausener Pfarrers. Die beiden stellten den Kontakt zur Heimatstadt her – und ermöglichten Kennern und Liebhabern der Kirchen- und Chormusik eine Sinnenfreude, die mit Nystedts Laudate Dominum als Zugabe leider schon zu Ende war.

Anne-Marie Honold