"Al nord - Im Norden: Skandinavische und baltische Chormusik in Vollendung"

Wildbader Anzeigenblatt, 20.06.2001

Welcher besonderen Qualität die musikalische Provinz "Ostsee" ist, wurde den zahlreichen Besuchern des Kirchenkonzerts "Skandinavische und baltische Chormusik" in eindrucksvoller Weise durch das niveauvolle Vocalensemble des "Jungen Kommerchors Baden-Württemberg", das mit 20 Solisten wirkte, unter dem Dirigat seines agilen Dirigenten Jochen Woll, zu Gehör gebracht.

Die Rundreise berührte Anrainerstaaten der Ostsee und Norwegens mit herausragenden zeitgenössischen Vertretern des sacralen Faches, deren Vertonungen liturgischer Stücke den überwiedeneden Teil des Programms ausmachten. Wenn es zutrifft, dass die skandinavische Musik insgesamt aus der Begegnung mit Gregorianik zu einer eigenen Größe erwuchs, dann spiegelt sich diese Tatsache maßstäblich in den gewählten Titeln wider: Beginnend mit einer lateinisch-dänischen Vertonung von Michael Bojesen (geb. 1960) mit dem Titel "Paternoster", gefolgt von einer originellen Huldigung an Joh. Seb. Bach in der Komposition des Norwegers Knut Nystedt, überschrieben: "Immortal Bach". Nystedt war Schüler Aaron Coplands und die dodekaphonische Handschrift des Meisters schien durchzuklingen.

Dankbar aufgenommen wurde das "Te Deum" des Finnen Pekka Kostiainen für bis zu achtstimmigen Chor von prachtvoll überhöhender Harmonik - aus Wurzeln des neu-finnischen Volksliedes? - in ökumenisch ummfassender Aussage des christlichen Glaubens und ihn deklamierend.

Konzertanter Höhepunkt: "Agnus Dei" in einer Fassung des Polen Krysztof Penderecki, an die stimmlichen Möglichkeiten höchste Ansprüche stellend wie auch dem Dirigat Letztes abverlangend, ließ etwas von dem Atem spüren, der die auf theologische Aussage wie Wirkung angelegte Musik durchweht.

Geschickt geliedert zeigte sich das Programm durch die beiden Orgelstücke von D. Buxtehude und N. W. Gade, die Kantor Martin Frieß als Meister seines Instrumentes zu gaben.

Eine Psalmenvertonung des 117. Psalms von K. Nystedt beschloss das Abendprogramm. Langanhaltender Applaus galt gleichermaßen der immensen Leistung des Chores sowei seinem Dirigenten, der sich mit einer interessanten Zugabe bedankte.

Pfarrer Hermann Brunkow