Sänger ernten stürmischen Applaus

Junger Kammerchor Baden-Württemberg begeistert die Zuhörer mit englischer Chormusik / Werk von Britten erstmals in Mannheim zu hören

Mannheimer Morgen, 20.09.2013

Stimmlicher Hochgenuss in der Johanniskirche: Unter der Leitung von Jochen Woll begeisterte der Junge Kammerchor Baden-Württemberg mit Englischer Chormusik. Über 100 Besucher feierten die intensive Interpretation anspruchsvoller Chormusik mit stürmischem Applaus.
A Cappella führte der Chor durch 400 Jahre englische Chormusik unter dem Titel "Glory to God": Gleich beim Auftakt des Konzerts nahm der Kammerchor beim "Sancte Deus" von Thomas Tallis (1505-1585) mit seiner Klangfülle, Gesangsreinheit und Dynamik gefangen. Da kam die hervorragende Akustik des Gotteshauses dem hohen Anspruch und der künstlerischen Leistung des Ensembles nur entgegen. Sowohl in den ergreifend-schlichten, melancholisch-zarten und berührenden Passagen als auch in der kraftvoll-rhythmischen und ausdrucksstarken Darbietung in den Werken "Sing Joyfully" von William Byrd (ca. 1540-1623), ,,Gloria in excelsis Deo" von Tomas Weelkes (1576-1623), "Hear my prayer" von Henry Purcell/ Sven-David Sandström (1659-1695/ *1942) oder "Nunc dimittis" von Gustav Holst (1874-1934), bestach der Chor und erntete viel Applaus.
Höhepunkt des Konzerts war das A.M.D.G op.17 von Benjamin Britten (1913-1976): "Ad Majorem Dei Gloriam" (1939). Die großangelegte Komposition in sieben Sätzen war durch die Kriegszeit nie öffentlich aufgetaucht. Erst nach dem Tod von Britten wurde sie in Teilen aufgeführt, in Mannheim war sie erstmals zu hören. Das Werk mutete Sängern und Zuhörern einiges zu. Schwere zum Teil kryptische Texte, das Marienlied "Rosa Mystica" quasi als Rosenkranz runtergebetet, aber auch zeitkritische Texte wie das "God's Grandeur" - als Kritik am Kulturbetrieb und Kapitalismuskritik aktueller denn je - oder das Soldatenlied, das operettenhaft lustig und schmissig den Militarismus und die Verklärung des Soldatentums kritisiert, umrahmt von innigen, geradezu schwelgerischen Gebeten.
Das Werk von Britten stellte mit vielen Takt- und Rhythmuswechseln, eigenwilliger, chromatisch-dissonanter Tonsprache, häufigen Forte-Piano-Wechseln, Staccatopassagen und großen Melodienbögen höchste Ansprüche an die 31 Sängerinnen und Sänger, die ihren Part mit Bravour meisterten. Jochen Woll setzte die stimmlichen Möglichkeiten der jungen Leute geschickt ein, bot eine große Bandbreite der gezeigten Werke.
Das Konzert endete mit zwei Trauermotetten, die nicht traurig, sondern wunderschön waren. "Amen": der Schlusston klang durch den Kirchenraum, wurde leiser, verhallte im Nichts. Andächtige Stille breitete sich unter den Zuhörern aus. Sie ließen das "They are the rest" von Edward Elgar (1857-1976) und "Jesu, the very thougt of Thee" von Edward Bairstow (1874-1946) nachklingen. Erst spät brach sich die Spannung im begeisterten Beifall.

Von Sylvia Osthues