Himmlische Chormusik

Junger Kammerchor Baden-Württemberg in der Oberhofenkirche

Neue Württembergische Zeitung, 02.02.2010

Ein A-Cappella-Konzert mit dem Jungen Kammerchor Baden-Württemberg - veranstaltet vom RC Göppingen-Stauferland zugunsten der„NWZ Aktion Guten Taten“ – begeisterte am Sonntag gut 500 Besucher in der Göppinger Oberhofenkirche.

Zum zweiten Mal hatte der Rotary Club Göppingen-Stauferland den Jungen Kammerchor Baden-Württemberg nach Göppingen eingeladen - wie bereits im Vorjahr wieder zu einem A-capella-Konzert zugunsten der NWZ-Aktion Gute Taten. Chorgesang ohne Orchester. Um es vorweg zu nehmen. Die rund 500 Konzertbesucher in der Göppinger Oberhofenkirche waren nach gut 100 Minuten begeistert. Das „Te deum laudamus“ (Dich oh Gott preisen wir) ist ein über 1000 Jahre altes urchristlichen Gebet. Sein Text gestaltete sowohl den Inhalt als auch den musikalischen Hintergrund des Chorgesang. „Wir möchten sie einladen zu einer Zeitreise durch 2000 Jahre abendländischer Religionsgeschichte“, hatte Chorleiter und Chorgründer Jochen Woll vorher erklärt. Die Reise begann in der Hochrenaissance. Der Belgier Orlando di Lasso (1532-1594) hatte sein “Te Deum” gregorianisch vertont. Schon beim ersten Kirchenlied und quasi aus dem Stand heraus brillierten die 24 Chorsänger mit ihrem sechsstimmigen, dynamischen Vortrag.
Ganz anders die Komposition von Ruth Zechlin, die nach einem Zeitsprung in die Gegenwart hinein folgte. Im gleich gebliebenen lateinischen Text wird ein Wechsel mentaler der Blickrichtung vollzogen. Musikalisch hat sich die absolute, göttliche Verehrung so verändert, dass nun auch der anbetende und klagende, der hoffende und bittende Mensch zur Erscheinung gelangt. Von Zechlin bewusst dissonant geschrieben, Rhythmus und Stimmung wechseln. Eine Geschmacksfrage, räumte Chorleiter Woll ein, dessen Chor das Stück nicht minder überzeugend darbot wie die Komposition di Lassos.
Zurück ins Barock: mit der wohlklingenden „Te Deum“-Variante von Antonio Caldara (1670-1736). Hier werde der Wandel zur Unterhaltungsmusik hin erkennbar, so Chor-Chef Jochen Woll. Entstanden ist das Stück in einer Zeit, in der die venezianische Mehrchörigkeit aufkam. Caldara schuf sein vierstimmiges Werk für zwei Chöre, wie auch Heinrich Schütz (1585-1672) sein „Singet dem Herrn“. Die gleichnamige Komposition von Johann Sebastian Bach (1685-1750) führte zum angesagten Höhepunkt des Konzertes. Wiederum vierstimmig, aufgeteilt in zwei Chöre, konnte der Junge Kammerchor eine breite, meisterliche und hochqualifizierte stimmliche Pracht entfalten. Lobpreis in Vollendung.
Helmut Renftle, der Präsident des Rotary-Clubs, hatte zu Beginn des Konzertes darum gebeten, erst ganz am Ende zu applaudieren. So war es erst nach dem „Te Deum“ von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) soweit: Tosender Beifall für einen himmlischen Chor.

(Hans Steinherr)