Wechselnde Beleuchtung

KONZERT: Amerikanische Chormusik in der JohanniskircheVon unserer Mitarbeiterin Monika Lanzendörfer

Mannheimer Morgen, 12.06.2002

Der Junge Kammerchor Baden-Württemberg eröffnete das Sommerfestival der Mannheimer Johanniskirche. Die vom Land und von der Stadt Stuttgart geförderte Singgemeinschaft, die seit rund 15 Jahren besteht, bietet bis zu 80 Mitglieder auf. Für die geistliche Musik aus Süd- und Nordamerika wählte ihr Heidelberger Leiter Jochen Wolf 17 Choristen aus, neun Frauenstimmen und acht Männerstimmen, die sich an die Ausdrucksvielfalt des Programms unter dem Titel "Americana" wunderbar anpassten.

Die hohen Soprane konnten sich im meditierenden Raunen des "Aleluia" von dem Brasilianer Bruno Kiefer ganz auf den tief ernsten Sprechgesang einstellen, während die Bässe die vier- bis achtstimmige Komposition "You have ravished" des Kanadiers Stephen Chatman baritonal aufhellten. So erhielt jeder Beitrag seine eigene werkdienliche Ausleuchtung, jeder Text seine inhaltsbezogene Ausdeutung.

Dieser lebhafte Wechsel der Klangbilder schuf Kontraste und wies auf Ähnlichkeiten hin. Und nicht zuletzt wurde es den Besuchern dadurch leicht gemacht, sich in die unterschiedlichen Tonsprachen einzuhören. Dem folkloristischen "Ave Maria" von Mozart Camargo Guarnieri stand etwa das herbe, grüblerische "ater noster" von Heitor Villa-Lobos gegenüber. Auf den konsequent bitonalen 67. Psalm von Charles Ives folgten zwei der "Four Motets" von Aaron Copland: das freudige "Sing ye praises to our King" und das demütige "Have mercy on us", in dem die Soprane mit hoffnungsvollem Glockengeläut auf die düsteren Bässe zu antworten scheinen. Zur Darstellungskunst des Chores gehört die Verständnis weckende Einbindung von harmonischen Reibungen und Dissonanzen in den Gesang ebenso wie das feinfühlende Eingehen auf hoffnungsvolle Aufschwünge oder niederwerfende Zweifel.

An das glückselig strahlende und leise aushauchende "Alleluia" von Randall Thompson schloss sich eine Rarität als Zugabe an, ein barockes, achtstimmiges Stück, das ein Prediger namens William Billings im 18. Jahrhundert für die amerikanischen Siedler schrieb, wie Jochen Wolf erklärte. Die kleine Zuhörerschar würdigte den Jungen Kammerchor Baden-Württemberg und seine Neugier auf vernachlässigte Nischen des Repertoires mit langem, herzlichen Applaus.